Baden Powell in Südafrika
Insgesamt war BP zwischen 1884 und 1903 bei fünf Aufenthalten elf Jahre in Südafrika. Dort und in anderen Gegenden Afrikas lernte er neue Techniken des Pfadfinderwesens von den Eingborenen.
Inhaltsverzeichnis
Zeitlicher Verlauf seines Aufenthalts
1884 - 1885
Eigentlich sollte BP von Indien nach England heimreisen, doch noch während der Heimfahrt wurde das 13. Husarenregiment (in dem BP Hauptmann war) nach Port Natal (heute: Durban) abkommandiert, da dort gerade Krieg zwischen Eingeborenen, Buren und Briten herrschte. BP war das nur recht, er wollte neben Indien auch schon immer einmal Afrika sehen.Vor Ort sollte er, als Reporter verkleidet, einen Weg durch Drakensberge finden. Sie galten als nahezu unüberwindbare Grenze zu den Burenstaaten. Er sprach mit Zulus und Buren, die den vermeintlich englischen Reporter freundlich bei sich aufnahmen. Als BP zurückkehrte empfahl er, durch diplomatische Verhandlungen den Konflikt zu lösen, da auch Zulus und Buren sich Frieden wünschten.
Mitte 1885 hatte sich die Lage in Südafrika soweit entspannt, dass das 13. Husarenregiment seine Heimreise fortsetzen konnte.[1]
1887 – 1890
Am 07.07.1887 traf BP wieder in Port Natal ein. Diesmal als Adjutant von General Henry Smyth; seine Neider behaupteten, weil General Smyth sein Onkel war. Er wurde aber wegen seiner genauen Ortskenntnisse der Drakensberge nach Südafrika berufen. Am 12.07 befreite BP mit seinen Truppen eine von Zulukriegern umzingelte britische Farm. Ein Zulumädchen, das als Kindermädchen dort gearbeitet hatte, erlitt einen Bauchschuss. BP wollte helfen, hatte aber keinerlei Erste-Hilfe-Kenntnisse. Am Tag darauf starb das Mädchen. Dieses Ereignis führte dazu, dass einige Jahre später, auf drängen BPs alle Englischen Soldaten in Erster Hilfe ausgebildet wurden. Es gilt als Schlüsselerlebnis in Leben Baden-Powells
BP begab sich auf die Suche nach dem Zulukönig Dinizulu, der zum Krieg gegen Buren und Briten hetzte. Knapp 16 000 Zulus standen unter Dinizulus Einfluss. Als er ihn und einige Hundert Zulus auf einem Hochplateau in den Drakensbergen aufgespürt hatte konnte er ihn mit einem Bluff zur Flucht bewegen und ihn kurz drauf im Busch gefangen nehmen. Durch Dinizulus Verhaftung gaben die Zulus den Widerstand auf und schlossen Frieden mit den Briten 1890 wurde General Smyth zum Gouverneur von Malta befördert und nahm BP mit. Am 1. März 1890 verließen sie Port Natal.
1896
Als BP 1896 gerade aus dem Ashanti-Gebiet (heute: Ghana) zurück nach England kam bekam er dort den Befehl sofort nach Südafrika zu gehen. Von Port Natal aus ritt er ins Matabele-Land zur Kolonialstadt Bulawayo.Matabelekrieger hatten im Umland abgelegene Farmen überfallen und größtenteils die Bewohner ermordet. Nun stand ein Angriff auf Bulawayo bevor, die größte Kolonialstadt in Matabele-Land.[2]
Als BP dort ankam hatten sich ca. 10 000 Matabele-Krieger in den nahegelegenen Matopo-Bergen verschanzt. Der Anführer des Aufstandes war ein Medizinmann namens Urwini, der von sich behauptete unsterblich zu sein. Die Matabele gehorchten ihm Blindlinks. Urwini behauptete, vom Kriegsgott Mlimo den Befehl erhalten zu haben alle Weißen zu töten. Unter den Matabele hatte sich herumgesprochen, dass BP im Lande sei. Sie hatten ihm auch einen Spitznamen gegeben, wie er auf einem seiner vielen Streifzüge feststellte, als er einen feindlichen Späher gefangen nahm. Sie nannten ihn „Impeesa“, der Wolf, der nie schläft.
Während eines anderen Streifzugs konnte BP beim Spurenlesen herausfinden, dass Frauen aus einem nahegelegenen Dorf der Matabele Bier in Berge zu den Kriegern brachten. Weil das Bier der Eingeborenen schnell verdarb, wussten er und sein Begleiter, dass die Matabele es schnell trinken mussten. Sie holten prompt Verstärkung und konnten den betrunkenen Urwini mit einem Überraschungsangriff gefangen nehmen. BP hoffte, dass die Matabele nun ohne ihren Anführer schnell aufgeben würden und ließ den neuen Anführern ein Friedensangebot machen.
Weil die Matabele aber immer noch an die Unsterblichkeit Urwinis glaubten war ihre Kampfbereitschaft ungebrochen. BP kam zu dem Schluss, dass sich ein Blutbad zwischen den 10 000 Matabele und den 1000 Briten in Bulawayo nur vermeiden ließe, wenn man die Matabele von Uwinis Sterblichkeit überzeugen könnte. Er kam zu einem Entschluss, der ihm zutiefst widerstrebte und einen großen Gewissenskonflikt für ihn darstellte. Er musste Urwini hinrichten lassen!
Deshalb ließ die Anführer der Matabele unter Geleitschutz zu sich rufen. Als sie angekommen waren ließ er Urwini vor ihren Augen von einem Exekutionskommando erschießen. Am nächsten Tag kapitulierten sie. Dieser Gewissenskonflikt trug mach Meinung von Pädagogen und Psychologen dazu, dass BP seine Ideen zur Friedenserhaltung weiterentwickelte. Gegen Ende 1896 verließ BP Südafrika wieder.
1899 – 1901
Am 14.07.1899 traf BP zum vierten Mal in Südafrika ein. Überall gab es blutige Auseinandersetzungen zwischen Briten und Buren. Am 11.10.1899 kam es dann zum, schon länger absehbaren Kriegsausbruch. Fast zeitgleich mit dem Ausbrechen des Krieges umzingelten knapp 9000 Buren die Stadt Mafeking, in der sich BP gerade aufhielt.[3]
Auch Ladysmith & Kimberley wurden belagert. Dort waren es aber in etwa gleich viele Verteidiger wie Angreifer. In Mafeking dagegen befanden sich nur ca. 700 Britische Soldaten.BP beschloss mit einem Bluff den Buren den Eindruck zu vermitteln, es wären viel mehr Britische Soldaten in der Stadt als angenommen. Dafür lies er Strohpuppen mit Holzattrappen von Gewehren machen. Diese wurden anstelle der Soldaten aufgestellt und ab und zu bewegt um den Anschein zu erwecken, es wären echte Soldaten.
Vom Hauptquartier kam der Befehl so lange wie möglich Widerstand zu leisten, da somit feindliche Truppen gebunden wurden und nicht weiter in britisches Gebiet vorrücken konnten.[4]
Schon kurz nach Beginn der Belagerung hatten die Buren die Telegrafenleitungen zur Stadt gesprengt. Deshalb schickte BP ausgebildete Pfadfinder (damals noch ein rein militärischer Begriff, vergleichbar den heutigen Fernspähern) mit kleinen Botschaften zu den nächstgelegenen Britischen Truppen. Einer dieser Pfadfinder brachte die Nachricht aus Kapstadt, dass erst Kimberley, dann Ladysmith und zuletzt Mafeking von dem anmarschierenden Expeditionsheer befreit werden sollten. Deshalb konnten die Eingeschlossenen nicht damit rechnen, dass Mafeking vor Mai 1900 befreit werden würde. Zur Erinnerung: Die Belagerung begann Mitte Oktober 1899.
Da BP nun mit einer längeren Belagerung konfrontiert war, fing er an sich darauf einzurichten. Er bildete Jungen ab 10 Jahren nach seinem bewährten „Prinzip der kleinen Gruppe“ aus und beauftragte sie mit kleineren Aufgaben, z.B. Briefe und Botschaften zu überbringen.Ende Februar 1900 musste BP seine Strategie ändern, da der Kommandant der Buren General Cronje gegen General Botha ausgewechselt wurde, den BP als deutlich gefährlicher einschätzte. Das Militär wurde jetzt nur noch zu Verteidigung eingesetzt. Dadurch mussten die Jungen nun alle bisherigen Aufgaben der Militärs übernehmen. Er sagte ihnen: „Ihr handelt in eigener Verantwortung. Ihr könnt auch Fehler machen, denn ein Mann, der noch nie einen Fehler gemacht hat, hat noch nie etwas getan.“ Zu BPs Erstaunen erledigten sie die Aufgaben, völlig auf sich angewiesen, genauso verantwortungsbewusst wie Erwachsene. Anfang März erhielt BP die Nachricht, dass Kimberley und Ladysmith nun befreit waren und das Expeditionsheer sich auf dem Weg nach Mafeking befand. Die Buren versuchten das Heer abzufangen. Am 16. Mai 1900, nach 217 Tagen, konnte Mafeking von der Belagerung befreit werden.
Kurz darauf kam ein Major auf BP zu und grinste ihn an. Es war Baden Baden-Powell, BPs jüngerer Bruder. Er erklärte BP, dass er in England mittlerweile sehr berühmt wäre, weniger als Kriegsheld, sondern als Bestsellerautor. Sein Buch „Hilfen fürs Pfadfinden“, das er für militärische Kunschafter geschrieben hatte, war unter englischen Jugendlichen extrem beliebt geworden. BP erklärte Baden von seinen Ideen, wie man mit einer Jugendbewegung zukünftige Kriege vermeiden könnte. In der folgenden Zeit arbeitete er sein Konzept genauer aus. Knapp vier Monate nach der Befreiung von Mafeking wurde BP mit dem Auftrag von der Front abgezogen, eine berittene Schutzpolizei zu gründen und auszubilden. Die S.A.C. (South African Constabulary) sollte in den eroberten Gebieten für Ordnung sorgen. Ihre Uniform bestand aus sportlichen Reiterhosen mit Stiefeln, offenen Khakihemden, Halstüchern, legeren Jacken und runden Hüten mit breiter Krempe. Einige Jahre später wurde diese Uniform weltberühmt, als Kluft der Pfadfinderinnen und Pfadfinder! 1901 wurde BP auf Wunsch des neuen König Eduard VII. nach England zurückbeordert.
1901 - 1903
BP kehrte nach seiner Audienz beim König nach Südafrika zurück. Am 7. Juni 1902 wurde zwischen Buren und Briten Frieden geschlossen. BP schlug nun vor, für die S.A.C. ehemalige Generäle der Buren einzusetzen. Es wurde zuerst als "Schnapsidee" angesehen, aber bewährte sich sehr schnell, da die Buren die S.A.C. nun auch als „ihre“ Polizei ansahen und akzeptierten.1903 wurde BP auf Grund seiner Erfolge beim Aufbau der S.A.C. zum Generalinspekteur der britischen Kavallerie befördert und reiste nun von Garnison zu Garnison im gesamten britischen Empire.
Einzelnachweise
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Baden-Powell
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Matabeleaufstand
- ↑ http://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Burenkrieg
- ↑ http://www.pinetreeweb.com/wilson-26-03-mafeking-defence.htm
Weblinks
Der Burenkrieg im Pinetreeweb
Cecil Rhodes führe Großbritannien in den Burenkrieg