Methoden der Pfadfinderpädagogik

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Das Pfadfindertum im Sinne Baden-Powells ist als Erziehungsbewegung enstanden. Dabei legt die Pfadfinderische Methode das "Wie" dieser Erziehung fest. Sie wurde von Baden-Powell entwickelt und in der Satzung der Weltpfadfinderorganisation WOSM für deren Mitglieder verbindlich definiert. Die Pfadfinderische Methode wird dort beschrieben als ein System zunehmender Selbsterziehung.

Ziele der Pfadfinderpädagogik

Der Einzelne soll...

  • eine persönliche Beziehung zu Gott entwickeln.
  • seine Veranlagungen und Fähigkeiten optimal entwickeln.
  • lernen, verantwortungsbewusst zu handeln.
  • sich zu einem politisch denkenden und handelnden Menschen entwickeln.
  • lernen, Eigeninitiative zu entwickeln.
  • ein Ich- und Gruppenbewusstsein entwickeln.
  • erkennen, dass Frieden eine wichtige Grundlage für unser Zusammenleben ist und es sich lohnt, sich dafür einzusetzen.

Ähnliche Ziele verfolgen auch andere Jugendorganisationen. Das eigentliche Kernstück der Pfadfinderbewegung liegt deshalb nicht so sehr in ihren Zielen, als vielmehr in ihrer methodischen Umsetzung.

Gesetz und Versprechen

Das Pfadfindergesetz besteht aus 10 "Spielregeln", welche den Umgang unter Pfadfinderinnen und Pfadfindern und mit der Umwelt regeln. Unser Versprechen ist der symbolische Akt jedes Einzelnen gegenüber allen Pfadfinderinnen und Pfadfindern die Pfadfindergesetze anzuerkennen und ein Teil der weltweiten Gemeinschaft zu werden.

Je älter ein Pfadfinder wird, desto intensiver sollte er sich bemühen, die ihm hier gegebenen Normen zu erfüllen. Gerade aber bei jungen Menschen stellt das Gesetz in erster Linie Ideale und Zielvorstellungen dar, etwas, das man anstreben sollte und das vielleicht auch erreicht werden kann. Die Ansprüche des Pfadfindergesetzes sind jedoch keinesfalls absolut. Der einzelne Pfadfinder soll vielmehr individuell und unter Anleitung seines Leiters versuchen, den Anforderungen so gut wie möglich gerecht zu werden, eben sein Bestes zu geben. Mit dem Auswendiglernen des Gesetzes ist es nicht getan.

Das international bei Pfadfindern bekannte Pfadfindergesetz lautet:

  • Auf die Ehre eines Pfadfinders kann man bauen.
  • Der Pfadfinder ist treu und zuverlässig.
  • Der Pfadfinder ist hilfsbereit.
  • Der Pfadfinder ist Freund aller Menschen und Bruder aller Pfadfinder.
  • Der Pfadfinder ist duldsam und ritterlich.
  • Der Pfadfinder schützt Pflanzen und Tiere.
  • Der Pfadfinder weiß sich einzuordnen.
  • Der Pfadfinder ist zuversichtlich.
  • Der Pfadfinder ist einfach und sparsam.
  • Der Pfadfinder ist rein in Gedanken, Worten und Taten.

Die beiden nachstehenden Pfadfinderversprechen soll nur ein Beispiel für den Wortlaut sein. Geringfügige Unterschiede können zwischen verschiedenen Pfadfinderbünden auftreten. Allgemein soll das Versprechen der Pfadfinder im Wortlaut der Kultur und Sitte der jeweiligen Pfadfinderorganisation entsprechen.

Folgende Grundsätze beinhalten sie aber alle:

  • Die Verpflichtung gegenüber Gott
  • Die Verpflichtung gegenüber anderen
  • Die Verpflichtung gegenüber sich selbst

"Ich verspreche bei meiner Ehre, daß ich mein Bestes tun will, Gott und der Gemeinschaft zu dienen, jederzeit und allen Menschen zu helfen und dem Pfadfindergesetz zu gehorchen."

Nach dem Beschluß der VCP-Bundesversammlung 2000 lautet das Versprechen des VCP wie folgt:

"Im Vertrauen auf Gottes Hilfe will ich Christliche/r Pfadfinder/in sein und nach unseren Regeln mit euch leben."

Die kleine Gruppe

Das Prinzip der kleinen Gruppe wurde schon von Baden-Powell beim ersten Pfadfinderlager 1907 eingeführt, indem er die Jungen in kleine Trupps eingeteilte, die aus ihrer Mitte einen Sprecher bestimmten und Aufgaben gemeinsam in Eigenverantwortung erledigten.

Man spricht meistens von einer idealen Gruppengröße von 8 Kindern/Jugendlichen, abhängig vom Alter können aber auch mehr oder weniger (mit zunehmendem Alter eher weniger) Mitglieder in einer Gruppe sein. In der Wölflingsstufe ist dieses Prinzip nicht vorhanden, dort finden die Kinder in der Großen Gruppe (oft als "Meute" bezeichnet) den nötigen Freiraum, um sich auszutoben. Hier lernen die Kinder, eine eigene Meinung zu bilden, aber auch andere Meinungen zu akzeptieren. Die kleine, Gruppe gibt ihnen Sicherheit, Geborgenheit und Rückhalt, erfordert aber auch Rücksichtnahme. Das Mitglied der Gruppe übernimmt eigenverantwortlich Aufgaben und gewinnt durch ihre Erfüllung Anerkennung und Selbstbewusstsein, Tüchtigkeit, Eigenständigkeit, Zuverlässigkeit und die Fähigkeit zu sowohl Kooperation als auch Führung. So lernen Pfadfinderinnen und Pfadfinder schon früh soziales Verhalten, Selbstbewusstsein, Toleranz und damit Demokratiefähigkeit.

Mit Übergang in die Pfadfinderstufe steigt langsam auch der Eigenanteil der Gruppenmitglieder am Gruppenprogramm, feste Aufgaben werden an einzelne Gruppenmitglieder verteilt (z.B. das Führen der Gruppenkasse, Pflege des Gruppenarchivs etc.)

Die Kleine Gruppe geht gemeinsam mit ihrer Leitung auf Gruppenfreizeiten, Lager und Fahrten und nimmt zusammen mit den anderen Gruppen aus Stamm, Bezirk und Land an größeren Lagern und Veranstaltungen teil.

Look at the Child

Da die Pfadfinderbewegung sich zuerst nur den Jungen als Zielgruppe zugewandt hat, wurde das ursprüngliche Prinzip "look at the boy= genannt. Der starken Orientierung an der Gruppenarbeit hat Baden-Powell ein anderes entgegengesetzt. In der pfadfinderischen Pädagogik geht es letztendlich darum, die einzelnen zu fördern. Gruppenleiterinnen und -leiter sollen deshalb nicht nur die Gruppe als ganze im Auge behalten, sondern auch das einzelne Kind mit seinen Bedürfnissen, Fähigkeiten und Fördermöglichkeiten. "Er muss sich mehr mit dem Einzelnen als mit der Masse abgeben..." (Baden-Powell:Pfadfinderführer-Aids to Scoutmastership, 10.Auflage 1997, Nachdruck der Übersetzung von 1927, Pfadibewegung Schweiz, S.10)

Learning by Doing

Das bedeutet: Lernen durch Handeln. Frei nach dem Sprichwort "Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen". Etwas Neues lernt man am besten, indem man es ausprobiert.

Als Grundsatz bezieht sich Learning by Doing auf alle Bereiche von pfadfinderischen Programmen, wie Gruppenstunden oder Lager. Das Ziel, welches dabei besonders in den Blick genommen wird, ist die Erziehung der Kinder und Jugendlichen zu selbständigem Handeln. Durch die Reflexion und Einordnung der gemachten Erfahrungen in größere persönliche, soziale und politische Zusammenhänge werden neue Einsichten und Verhaltensweisen ermöglicht.

Baden-Powell formulierte zum "Lernen durch Tun": Tu nicht zu viel von dem, was Jungen selbst tun sollten; achte darauf, daß sie es tun. "Wenn eine Sache von anderen getan werden soll, tu sie nicht selbst", ist das richtige Motto.

Weiterhin wird es damit zur Aufgabe des Leiters, die Kinder und Jugendlichen zu eigenem Handeln zu ermutigen und ihnen dafür Raum zu bieten. Sie unterstützen die Gruppenmitglieder bei der Reflexion und Einordnung der Erlebnisse.

Folgende Aspekte sind Teil des "Learning by Doing":

  • Mut zum Entdecken neuer Fähigkeiten: „probier es aus“
  • Übung in Ausdauer, Überwindung von Frust und Mißerfolg.
  • Entfaltung von Mut und Zivil-Courage: „Paddle your own canoe“

Das Leben in der freien Natur

Fahrt und Lager ermöglichen es uns den Alltag hinter uns zu lassen, einmal auf den "Luxus" zu verzichten und bewusst einfach zu leben. Die gemeinsamen Erfahrungen fördern das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe. Darüber hinaus bieten Zeltlager uns die Möglichkeit, die Natur wieder einmal aus nächster Nähe zu erfahren.

Eine Fahrt bedeutet Erfahren, Erleben, Leben. Durch das Herangehen an die eigenen Grenzen und die Grenzen der Gruppe wächst sowohl der Einzelne als auch die Gruppe selbst. Die Anstrengung schweißt zusammen

Die Gruppe ist auf sich gestellt, oft mit ihrer Kohte, unterwegs. Die Art der Fortbewegung, also ob zu Fuß, mit dem Rad, Boot, Floß, Planwagen oder auch per Tramp mit ganz anderen Fortbewegungsmitteln, spielt dabei keine Rolle.

Gemäß der Weisheit Draußen sein - innen wachsen ist sie wohl das beeindruckendste und formenste Mittel, das von Pfadfindern gebraucht werden kann. Die Fahrt erlaubt intensiven Kontakt mit Menschen und Natur des Fahrtengebietes. Die Gruppe wird dadurch gefordert, dass sie alle Herausforderungen und Strapazen meistern muss. Die Ansprüche an die Zivilisation beschränken sich auf das, was im Rucksack untergebracht und mitgetragen werden kann.

Paddle dein eigenes Kanu

Wie das Steuern des Bootes in einem Fluss, so sollen die Pfadfinderinnen und Pfadfinder nach dem Prinzip von Baden-Powell "paddle your own canoe" ihr eigenes Leben immer stärker selbst in die Hand nehmen. Dazu lernen sie in Gruppenstunden, auf Fahrten und Lagern, sich selbst zu versorgen, sich ganz praktisch zu organisieren und Krisen zu bewältigen. Die erworbenen Fähigkeiten können sie in ihren Gruppen und darüber hinaus in die Gesellschaft einbringen. Die Gruppe bietet einen guten Rahmen, demokratische Verhaltensweisen und Engagement einzuüben. Das pfadfinderische Prinzip beschreibt Baden-Powell in seinem Buch "Glück auf Lebensfahrt (Rovering to Success)" als Leitmotiv der Ranger- und Roverstufe.[1]

Führung im Dialog

Dieses Leitungsverständnis bildet die Grundlage für die Gruppenarbeit im VCP und ist in der Bundesordnung unter [Aufgabe_und_Ziel Aufgabe und Ziel] beschrieben. Darin ist sowohl das klare Leitungsverhalten als auch ein grundsätzlich demokratische Verständnis enthalten. Die Gruppen werden in die Entscheidungen miteinbezogen, sodass eine immer deutlichere Verantwortungsübernahme möglich wird. Dies hängt von der Situation und dem Alter der Gruppenmitglieder ab. In der klassischen Pfadfinderpädagogik wird vor allem das Bild der Gruppenleitung als älterer Bruder oder ältere Schwester zur Rollenbeschreibung der Gruppenleitung benützt.

Glauben entwickeln

Unsere Gruppen schaffen einen Raum für gemeinsame Glaubenserfahrungen und geben die Möglichkeit christliche Werte in die Tat umzusetzen.

Einsatz für den Frieden

"Wenn zwei Menschen nicht mehr miteinander sprechen, dauert es nicht mehr lange, bis sie aufeinander schießen." (B.P.) Für den Begründer der Pfadfinderbewegung Lord Baden-Powell war es klar, dass Kommunikation und das gemeinsame Lösen von Konflikten notwendige Bedingungen für ein friedvolles Zusammenleben sind. So lernen wir in der Gruppe vor Ort, aber auch bei internationalen Begegnungen von Pfadfinderinnen und Pfadfindern aus aller Welt die Besonderheiten des Einzelnen zu respektieren und dadurch friedlich zusammenzuleben.

Politische Mitverantwortung

Da die Politik die Zukunft unserer Gesellschaft prägt, sind wir alle aufgefordert, das politische Geschehen mitzugestalten. Durch den demokratischen Aufbau unseres Verbandes von Stammes- über Bezirks- und Landes- bis hin zur Bundesebene lernen wir die demokratischen Spielregeln kennen und üben uns im Umgang mit politischen Themen.

Koedukation

Durch die gemeinsamen Erfahrungen in der Gruppe lernen Mädchen und Jungen, verantwortlich miteinander umzugehen.

Einzelnachweise

  1. http://www.scout-o-wiki.de/index.php/Rovering_to_Success

Weblinks