Spielidee Dschungelbuch
Inhaltsverzeichnis
Das Dschungelbuch
„Das Dschungelbuch“ (1894) und „Das zweite Dschungelbuch“ (1895) sind Ansammlungen von Gedichten und Geschichten, die von Rudyard Kipling geschrieben wurden. Insgesamt sind es 17 Geschichten, wobei die neun bekanntesten von Mowgli handeln.
Inhaltsangabe
In diesen Geschichten geht es um den kleinen indischen Jungen, der als Findelkind von einem Wolfsrudel aufgenommen wird und im indischen Dschungel ohne Kontakt zu Menschen seine Kindheit verbringt. Sein ständiger Widersacher ist der Tiger Shere Khan, durch dessen Überfall auf seine Familie sich das Kleinkind zu einer Wolfsfamilie verirrt. Diese nehmen ihn auf, nennen ihn Mowgli (dt. – kleiner Frosch) und ziehen ihn zusammen mit ihren Jungen auf.
Der Tiger versucht bei der traditionellen Aufnahmezeremonie für junge Wölfe am Ratsfelsen, sich seine „Beute“ zurückzuholen. Doch weil der Bär Baloo und der schwarze Panter Bagheera sich für ihn einsetzen, erlaubt Akela, der Leitwolf des Rudels, Mowgli zu bleiben. So wächst das Menschenkind bei den Wölfen auf und lernt dabei die Gesetze des Dschungels. Es erlebt auch einige Abenteuer zusammen mit Bagheera und Baloo, zum Beispiel die Entführung Mowglis durch das Affenvolk der Bandar-log.
Doch als Akela als Leitwolf zu alt wird, will Shere Khan die Gelegenheit nutzen, um sich doch noch den Menschenjungen zu holen. Er stachelt die jüngeren Wölfe auf, so dass Mowgli und Akela aus dem Wolfrudel verstoßen werden. Mowgli aber schafft es, sich gegen den Tiger mit Hilfe der Roten Blume (Feuer) zu wehren und entschließt sich, bei den Menschen zu leben.
Mowgli wird bei den Menschen von Messua aufgenommen, die ihn die Sprache und Gebräuche der Menschen lehrt. Als Shere Khan auftaucht, tötet Mowgli ihn mit der Hilfe von Akela und einem seiner Wolfsbrüder. Doch Buldeo, der Jäger des Dorfes überrascht ihn und will ihm das Tigerfell abnehmen. Weil die Wölfe das verhindern, klagt Buldeo den Jungen an, ein Hexer zu sein und so muss Mowgli nun auch die Menschen verlassen. Doch als Mowglis menschliche Eltern ebenfalls der Hexerei angeklagt werden und getötet werden sollen, rettet er sie und lässt sie unter dem Schutz der Wölfe in die nächste Stadt bringen. Die Elefanten überredet er, das Dorf dem Erdboden gleich zu machen. Doch Mowgli fühlt sich hin und her gerissen, er fühlt sich immer mehr als Mensch. Auch trifft er Messua wieder. Schließlich verabschiedet er sich am Ratsfelsen von seinem Rudel und geht endgültig zu den Menschen.
Die anderen Geschichten im Dschungelbuch handeln meist von einzelnen Tieren, die sich ganz von der Welt Mowglis im Wolfsrudel abgrenzen, besonders die Geschichte der weißen Robbe Kotick, deren Lebensraum der nördliche Pazifik ist. Sie sind zum Teil trotzdem für einzelne Gruppenstunden nutzbar.
Bezug zur Wölflingsstufe
Baden-Powell wählte diese Geschichten als grundlegende Spielidee seiner Wölflingsstufe. Er entschied sich bewusst dagegen, die Kinderstufe genauso wie die Pfadfinderstufe aufzubauen. Kinder im Wölflingsalter spielen gerne und können sich auch schnell mit Personen und Geschichten identifizieren. Das wird auch dadurch unterstützt, dass der Autor den Tieren menschliche Eigenschaften zugeschrieben hat.
Die Kinder entwickeln sich weiter im Lauf ihrer Wölflingszeit, ähnlich wie Mowgli es getan hat: Mowgli kommt zu den Wölfen, wo er sich erst zurechtfinden muss und dann am Ratsfelsen aufgenommen wird. Er lernt die Gesetze des Dschungels und wie man sich in der Natur verhält, indem er beobachtet und ausprobiert, er wird ernst genommen und darf bei Diskussionen mitreden. Später bei den Menschen ist es auch so, dass er erst noch einmal lernen muss, welche Regeln es bei den Menschen gibt. Er kehrt zu den Wölfen zurück, doch am Schluss verabschiedet er sich am Ratsfelsen endgültig von ihnen, um bei den Menschen zu leben.
Die Wölflinge kommen auch in eine neue Gruppe und müssen dort erst die Regeln des Zusammenlebens erlernen. Es gibt meisten auch ein festes Aufnahmeritual. Die Gruppe soll ihnen einen schützenden Rahmen bieten, in dem sie viel über sich und die anderen in der Gruppe lernen können, damit sie auch das Leben der Gruppe aktiv mit gestalten können. Am Ende steht das Verlassen der Gruppe, der Übergang in die neue Stufe.
Das Dschungelbuch hat einige positive Aspekte, die man gut für die Gruppenarbeit nutzen kann. Es liefert zum Beispiel die Möglichkeit, einige feste Rituale wie den Ratsfelsen in die Gruppenstunden zu integrieren. Auch bietet die Vielzahl der Charaktere die Chance, immer wieder für bestimmte Situationen einen bestimmten Charakter auszuwählen. So könnte aus „Wer hat Angst vorm schwarzen Mann“ zum Beispiel „Wer hat Angst vor Shere Khan“ werden. Und genau so sollen die Geschichten auch genutzt werden: Als roter Faden, der sich durch die Gruppenstunden zieht. Dabei sollen die Geschichten Rituale und Impulse für die Ausgestaltung geben. Dabei muss sich nicht jede Stunde um das Thema Dschungel drehen. Das Dschungelbuch hat aber auch unangenehme Seiten. Die Charaktere sind zum Beispiel nicht in der Lage sich zu verändern. Diese Dinge sollte man wissen, um die Spielidee sinnvoll umzusetzen. Es lohnt sich daher, das Buch selbst zu lesen, denn es ist wichtig zu differenzieren und sich eine eigene Meinung zu bilden.
Übersicht über die verschiedenen Tiere
Mowgli: Der Menschenjunge mausert sich im Lauf der Geschichte zu einem Herrscher des Dschungels, denn seine Herkunft und sein Schicksal machen ihn den anderen gegenüber überlegen. Von den Tieren lernte er, sich in der Natur richtig zu verhalten und andere Fertigkeiten. Diese setzt er ein, um seinen Freunden zu helfen.
Akela: Anführer der Wölfe, sorgt für die Einhaltung der Gesetze. Als er noch das Rudel führt, geht es den Wölfen gut, aber als er alt wird, wollen die jungen Wölfe ohne Gesetz leben, was für sie sehr unangenehme Folgen hat.
Bagheera: Er ist der schwarze Panther, der es mit seiner Klugheit und Schläue schafft, die Dschungelbewohner zu überzeugen, statt seinen Willen mit Gewalt durchzusetzen. Er ist stark, mutig und wahrheitsliebend. Daher wird er von allen geachtet aber auch ein wenig gefürchtet. Der Einzelgänger hat eine Parallele zu Mowgli, denn er lebte früher bei den Menschen. So wie es Mowgli zu den Menschen zog, zog es Bagheera in den Dschungel.
Baloo: Der Bär ist der Freund Bagheeras und der weise Lehrer des Rudels. Er lehrt Mowgli und die jungen Wölfe die Gesetze des Dschungels und das Überleben dort. Er ist ein gutmütiger aber auch strenger Lehrer, der von seinen Schülern immer wieder verspottet wird, weil er eher etwas behäbig wirkt. Doch als Mowgli von den Bandar-log entführt wird, merkt er schnell, wie wichtig Baloos Hilfe und seine Lehren sind.
Shere Khan: Der lahme Tiger will Führer der Wölfe sein, hält sich aber nicht an die Dschungelgesetze. Das lahme Bein kann als äußeres Merkmal dafür gesehen werden. Er verliert dadurch auch seine Würde, denn er kann nur noch wehrloses Herdenvieh jagen. Er ist ein feiger Räuber, aber dennoch eine Bedrohung. Er wird daher sowohl gefürchtet als auch verachtet.
Tabaqui: Er ist der feige Schakal, der für den Tiger als Bote und Spion fungiert. Die Dschungelbewohner hassen ihn, weil er überall aus purer Freude daran Unheil stiftet.
Kaa: Er ist eine gefährlicher Python und wie Bagheera eher ein Einzelgänger. Selbst die Bandar-log fürchten ihn wegen seiner Stärke und seiner Klugheit, aber auch wegen seiner hypnotischen Kräfte.
Rashka: Sie ist die Wölfin, die Mowgli an Kindes statt aufnimmt. Wie jede Tiermutter verteidigt sie ihre Jungen mit ihrem Leben. Das gibt ihr den Mut und die Bereitschaft, für das Menschenkind auf Leben und Tod mit Shere Khan kämpfen zu wollen.
Mowglis Brüder: Sie lieben ihren Bruder und sind ihm gegenüber sehr loyal.
Hathi: Die Autorität des weisen Elefanten ist unumstritten. Er weiß alles, seine Worte sind damit gleichbedeutend zum Dschungelgesetz. Selbst Shere Khan akzeptiert ihn. Er wird von allen als Meister des Dschungels verehrt.
Chil: Der Geier ist der Botschafter des Dschungels, er überbringt auch die Nachricht von Mowglis Entführung. Er ist allen gegenüber freundlich, doch auch kaltblütig, weiß er doch, dass es irgendwann mit jedem zu Ende geht. Dann ist er zur Stelle.
Bandar-log: Das Affenvolk ist ein chaotischer Haufen mit einer sehr geringen Aufmerksamkeitsspanne. Durch ihr auffälliges Benehmen wollen sie von den Dschungelbewohnern zu Kenntnis genommen und geachtet werden, doch diese halten sie eher für dumm und beachten sie gar nicht. Sie entführen Mowgli, weil sie ihn zu ihrem Anführer machen und unter seiner Führung die großen Taten vollbringen wollen, die sie sich immer wieder vornehmen, dann aber wieder vergessen
Literatur
Rudyard Kipling, 1987: Das Dschungelbuch. Hamburg: Cecilie Dressler Verlag
Rudyard Kipling, 1989: Das zweite Dschungelbuch. Hamburg: Cecilie Dressler Verlag
Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder e.V., 2006: Das gelbe Buch: Handbuch für Meutenführungen. Butzbach: Eigenverlag des BdP e.V.